Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Freitag, 2. Dezember 2011

Nähkurs

Es ist dunkel draußen, nur der Vollmond wirft seinen Schatten in mein Zimmer. Ich hab ihn aufgehen sehen, hab gesehen wie die Sonne verschwand und der Mond sich rechtzeitig zu seiner Schicht meldet. 
Auch heute Nacht wird der Mond begleitet von diesem kleinen Stern der einem immer das Gefühl gibt er würde hinter dem Mond her reisen. Ein paar Wolken gesellen sich dazu. Kein außergewöhnliches Bild. Dennoch ein schönes.
Die Luft ist ziemlich schwer es riecht nach Regen der aufzieht. Der Geruch von trockenen staubigen Straßen die durch den Wind und Feuchtigkeit ihren unverkennbaren Geruch tragen. Dann werden die Regentropfen an mein Fenster klopfen, um Einlass bitten. Zunächst noch Zaghaft und dann werden sie wie wild gegen mein Fenster springen gegen die Dachziegel und gegen die Blätter der Bäume. Regen eben. 
Auch diesmal werde ich ihn nicht rein bitten, wieso auch. Manch einer hat den glauben das der Regen uns rein wäscht, vielleicht vergessen sie dabei die Kraft die Wasser hat wenn es erstmal gesammelt ist und nicht in Tropfen vorkommt.
Ich sitze in meinem Sessel, die nackten Füße berühren den kalten Marmorboden, die erwartete Kälte lies mich erst zusammenzucken, doch dann gleicht sich meine Körpertemperatur dem Boden an. 
In meiner Hand halte ich ein Weinglas. Aus meinen Augen fließt der seltenste Rohstoff den es in meiner Welt gibt, meine Tränen. Als Kind schien dieser Vorrat schier unendlich aber inzwischen passiert es so selten das die Träne das kostbarste ist was ich bieten kann Weil es sich hierbei um eine Kostbarkeit handelt sammle ich die Tränen in diesem Weinglas, ich lasse sie vom Auge an der Nase entlang gleiten Richtung Kinn zusammenlaufen, und dann tropfen sie Tropfen für Tropfen in mein Glas.
Mir kommt es vor als würde ich hier schon die gesamten Jahreszeiten sitzen. Als müsste ich in der Schule Nachsitzen, solange bis ich alle Facetten kenne die Tag und Nacht bieten, zusätzlich zu den Jahreszeiten.
Ich betrachte dieses Schauspiel schon so lange das es mich langweilt. 
Wenn ich es nicht mehr sehen kann versuch ich es mit beiden Füßen auf dem Boden zu stehen, mich von meinem Sessel zu erheben. Doch die meiste Zeit fehlt mir die Kraft, ich ziehe die Beine eng an den Körper umschlinge die Knie mit einer Hand, mit der anderen halte ich mein Kostbares Glas.
Ich habe versucht im Bett zu liegen, auf dem Rücken den Kopf aus dem Bett gestreckt so das dass Blut in den Kopf Fliesen kann, so kommt wenigstens ein bisschen wärme in meinen Körper und der Druck geht nun auf die Augen nicht auf den Hals so kann ich wenigstens atmen ich drohte zu ersticken, in meiner Brust klafft ein großes Loch die Rippen sind zurseite gebogen, aus dem dunklen Loch fließt Magma heraus. Die Dunkelheit in diesem Raum blendet mich. Die Stille ist ohrenbetäubend. Meine Gedanken schreien quer durch meinen Kopf prallen gegen die Schädeldecke, reflektieren, verdoppeln sich beim Zusammenprall, ich kann keinen davon fassen. Nicht das ich es nicht versucht hätte mit beiden Händen, mit Fangnetzen mit Schubladen ich wollte ja Ordnung schaffen, selbst mit hinterhalten hatte ich es versucht nur kamen dadurch noch mehr Gedanken. Jetzt hab ich es aufgegeben ich lasse ihnen freien Lauf. Irgendwann werden sie müde werden und von allein auf den Boden der Tatsachen fallen. Dann werde ich meinen Besen nehmen und alle über einen Haufen kehren. Vielleicht kehre ich die Gedanken dann auch unter den Teppich oder ich sortiere sie neu. Aber nicht jetzt, noch sind sie schneller wie ich und mir fehlt bei weitem die Kraft ihnen hinterherhinken. 
All die Erklärungen, Bücher und Ratschläge, alle Filme alle Lieder die mir deutlich machen sollten was hier vorgeht, die mich erkennen lassen sollten ab wann es schief ging. Wo der Augenblick war als mir alles aus den Fingern glitt. Ich hab sie verzehrt. Verdaut. Wiedergekäut. Verdaut und doch wieder ausgespuckt. Sinnlos, Den Sinn, die Antwort auf all die vielen Fragen ich werde sie wohl nicht finden. Nicht in diesem Leben. Nein wohl möglich nicht mal im nächsten, während ich hier vor mich hin vegetiere hat die Welt sich frecher weise weiter gedreht. Durch ihr ständiges Drehen hat sie Neuigkeiten mitgebracht die erwarten durchlebt zu werden. Eigentlich wollte ich eine Auszeit. Aussteigen aus diesem Karussell, mir ist eben schlecht geworden. Also muss man Aussteigen solange man noch gerade aus gucken kann. Scheint als hätte ich den Zeitpunkt verfehlt. 

 Ich stehe meinem Spiegelbild gegenüber, starre das blasse etwas an, rücke meine Haare zurecht, streiche mein Kleid glatt, öffne die Schublade, ziehe eine Nadel heraus, ziehe den Faden durch die Öse, steche die Nadel in meine Brust, und nähe im zickzack das Loch in meiner Brust zu. Provisorisch, Ich war noch nie eine gute Näherin. Aber es wird schon halten. Eine weile. Bis durch eine weiterer Unachtsamkeit die Wunde aufreißt. Blöd das es dafür keine Sollbruchstelle gibt. Oder einen Rauchmelder. 

Auf Ex trinke ich mein Glas leer.Welch kostbarer Rohstoff.

Rein in die Regenstiefel. Den Schirm aufspannen. Zieldirekt und mit Anlauf in die erste Pfütze !

5 Kommentare:

  1. gänsehaut. hat mich aufgewühlt. (pb)

    AntwortenLöschen
  2. es muss nicht unachtsamkeit sein, damit die wunde aufreißt, es kann auch der falsche faden sein - ist er zu dünn reißt er zu schnell, ist er zu stark und unelastisch reißt er neue wunden. falsch vernäht schließt und verheilt die wunde nicht oder es hinterläßt heftige narben. statt vor dem spiegel selbstversuche zu unternehmen ists besser hilfe von jemandem dem man vertraut in anspruch zu nehmen. seis nur um den faden oder die nähtechnik zu beobachten oder falls das spiegelbild täuscht eingreifen zu können. (pb)

    AntwortenLöschen
  3. dies würde bedingungsloses vertrauen benötigen, und das führt zur unendlichen verletzbarkeit

    AntwortenLöschen
  4. ja, das stimmt, aber die chance die wunden verschliessen zu können müsste es wert sein, vor allem da diese wohl ohnehin immer wieder aufreissen. Ich weiss, dass es leichter gesagt als getan ist. es kommt darauf an, ob ich einen grund suche nicht zu vertrauen oder ob ich einen grund für das vertrauen suche. oftmals steht man sich da selbst im weg. manchmal sind es fehlgedeutete reakionen und bemerkungen. und fast immer angst.
    wenn das selbstverarzten nicht hält, weil die wunde für einen zu gross ist oder geworden ist, stellt sich irgendwann die frage "verbluten oder vertrauen". schade, wenn man wartet bis nur die leere hülle bleibt. (pb)

    AntwortenLöschen
  5. Eis kühlt zumindest die Wunden und lässt den Schmerz vergessen

    AntwortenLöschen