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Montag, 21. März 2011

Gummipuppe


Es gibt zwei Möglichkeiten seinem Kopfkarussell einen ordentlichen Schubser zu geben. Einer ist es einfach mal eine ordentliche Grippe zu bekommen und an das Bett gebunden zu sein wie ein Nervlich Labiler Mensch in einer Nervenanstalt, der an sein Bett gefesselt wird weil er sich selbst und andere in Gefahr bringt. Dabei beginnt es mit dem Kopfkarusell, und weil arme und Beine unbeweglich gemacht sind, hört das Gehirn nicht auf zu denken.

Es gibt noch eine andere Möglichkeit die in meinen Augen nicht weniger Spektakulär ist. Wie ich darauf komme. Ich saß samt Kopfkarussell und Gefühlsachterbahn in einem Brunnen fest, in dem ich hoffte jemand würde eine Münze hineinschmeißen in der Hoffnung ich würde Glück bringen. Nicht das ich daran glauben würde das ich irgendjemanden Glück bringen könnte.
Da rief mich ein Freund an um mich zu fragen ob ich jemals auf einem Friedhof geschlafen hatte. Nein noch nie. Wieso den auch als Lebender geht man immer mit einem seltsamen Gefühl an einen Friedhof, das Gefühl des ewigen Abschieds ohne Abschied genommen zu haben. Oder die Hoffnung gehör zu finden bei jemandem der nicht mehr da ist um einen in den Arm zu nehmen.  Es gibt dort Bänke um sich nieder zu lassen, es gibt Brunnen weil die Tränen zu salzig sind um damit Blumen zu gießen. Aber vor allen dingen gibt es immer Ruhe, eine stille die gleichzeitig Beruhigend wie Beunruhigend ist. Aber eins haben alle Friedhöfe gemeinsam man ist froh wenn man wieder lebend raus kann.

Nach einer anstrengenden Woche und inzwischen auch nach anstrengenden Tagen suche ich einen Friedhof auf. Laufe durch die Grabsteine, Grüße die Toten und die Untoten. Bewundere den Grabschmuck, bei dem ich mich ab und an frage ich mich ob der Tote soviel Aufmerksamkeit bekommen hat, wie ihm jetzt zu teil wird. Dann suche ich mir eine Bank, setze mich und lasse meinem Kopfkarusell feien lauf. 

Was mich dazu treibt mich an so einen Ort zu begeben? Ich muss weg. Ja manchmal dreht sich die Welt um mich rum so schnell das ich das ich nicht weiß in welche Richtung ich mich zuerst Übergeben sollte. Auf Zuckerwatte habe ich allerdings immer Lust, solange sie Rosa ist. Aber man kann nicht Zuckerwatte essen und kotzen gleichzeitig. 

Was mich so schwindlig macht ist nicht leicht zu Umschreiben, ich hatte Grippe, und lag im Bett, meine Freunde und Kollegen waren rührend. Unglaublich viele Gute Besserung Emails, Smsen, Blumen Karten usw. doch meinen Tee musste ich mir selber machen. Mich daran erinnern wo ich die Schmerztabletten hin habe, das konnte auch nur ich. Den von all meinen lieben hat sich keiner in meiner Nähe geschafft, sie konnten es nicht riskieren auszufallen, bei der Arbeit oder im Leben. Ich war doch nicht unter Quarantäne, in der ich 40 Tage isoliert werden muss.   
Ich habe doch nur eine Grippe gehabt. Als dieses Abenteuer also vorbei war, landen die Blumen im Bio Müll, und ich mache mich auf den Weg zur Arbeit. Gehe zum Bäcker, da steht diese kleine sie ist so herrlich Glücklich mit ihrer Arbeit, sie grinst als wäre sie nur dafür geschaffen worden Tag ein, Tag aus Brötchen an Hungrige zu verkaufen. Und ich frage mich wann habe ich das letzte mal so Glücklich gestrahlt als sei ich es aus tiefster Überzeugung. Jeder von uns setzt sein Lächeln auf für die Dauer seiner Tätigkeit aber das Lächeln vergeht uns schnell. Also was ist ihr Geheimnis? 

Immer habe ich daran geglaubt dass wenn ich ein gewisses Ziel erreiche danach alles einfacher wird, alles besser wird. Nach dem Schulabschluss, nach dem Hochschulabschluss und nach dem ich die Stelle bekommen habe die ich unbedingt wollte. Nach jeder Gehaltserhöhung.  Nach jeder Beförderung. Immer war ich fest davon überzeugt wenn ich es erreiche wird alles besser, doch dann hatte ich einfach ein neues Ziel und war nicht zufrieden mit dem was ich bisher erreicht habe, es war nie genug. Nie genug. Ich wollte nie nur nach den Sternen greifen, ich wollte sie in meine Handtasche packen und stets dabei haben. 

Also verlasse ich diesen laden in dem diese kleine Glückliche Frau arbeitet, und sich damit zufrieden gibt die scheiss Leiter zu halten mit der jemand anders nach den Sternen greift.
Vor dem Bäcker wartet eine Horde Kinder auf mich, die sich Schubsen und Streiten, und ihre Mutter die daneben steht als sei es das normalste der Welt das sie Ihre Kinder nicht im Griff hat, und diese nicht Zivilisiert nebeneinander herlaufen können. Schön wär es wenn die nicht so unglaublich laut wären, das die Gefahr besteht das man wach wird bevor man bei der Arbeit angekommen ist. Zu allem Überfluss stolpert so ein Giftzwerg direkt vor meine Füße, ein Glück hab ich den Kaffe fest im Griff so dass kein Tropfen des Kostbaren Getränks auf diesem Kind landet, und verschwendet wird. Die Mutter ist total entsetzt darüber das ich nicht sofort mit ihrem Kind in Tränen ausbreche, oder zumindest tröstende Worte finde. Nicht mal aufhelfen will ich Ihrem Kind. Nein viel schlimmer ich steige einfach über das Kind und laufe meinen Weg weiter, doch dann höre ich die Mutter noch einen netten Gruß sprechen, „Kaltes Miststück“ nicht das mir das sonst was ausmachen würde, was glaubt die wie oft ich das von irgendwelchen Männern zu hören bekomme weil ich nach einem Abenteuer über ihr Stehvermögen lustig mache. Aber von einer Frau? Also drehe ich mich um, laufe zu dem kleinen Mädchen das immer noch weinend am Boden sitzt, knie mich zu ihr runter und sage ihr „kleines, die Straße ist Vielleich hart, aber das Leben wird dich ficken“ dann lächel ich sie an als hätte ich ihr das letzte Geheimnis ihrer Wendy verraten. Als ich stehe, hat ihre Mutter immer noch den Mund weit aufgerissen. Ich liebe das Geräusch wenn Träume platzen. 

Jetzt habe ich wenigstens gute Laune. Im Büro angekommen schmeiße ich meine Tasche ins Büro und möchte nach meinen Kollegen sehen. Das erste was mir entgegen schmettert, ist der bissige Kommentar, ob ich heute durch mein Outfit mit den Waffen einer Frau kämpfen will. 

Und ich dachte die Waffen einer Frau wären das Blasen und Eierkraulen. 

Das ist das Problem der heutigen Gesellschaft, die Frauen müssen härter werden um zu überleben, während sich die Männer in Tütüs zwängen und bei Titanic weinen. 

Warum habe ich Studiert, gelernt mich beworben und Überstunden gemacht wenn ich das alles auch erreichen hätte können mit einem kurzen Rock und einem weiten Ausschnitt, meine Aufgabe sollte es sein immer Diät zu halten meiner Brüste perfekt zu positionieren und darauf zu achten das mein Hintern möglichst Verkaufsfordernd aussieht. Ob ich heute meine Zahlen gemacht habe weil man meine Brüste sehen kann? Oder weil ich was von meinem Beruf verstehe? Es ist natürlich wegen meiner unwiderstehlichen weiblichen Ausstrahlung. So wie jeder Mann auf Bier und Fußball steht. 

Nach einem solch schönen Tag will man nach Hause, aber da ist man alleine und es ist zu viel Platz den man nicht teilen kann, nach meiner Einweihungsparty hatte ich noch lange aufzuräumen, erschreckend war das es ein Pärchen geschafft hatte fast 2 Tage in einem Zimmer zu verbringen ohne das mir aufgefallen wäre das noch jemand in der Wohnung ist. Kann daran liegen das ich nach so einem Arbeitstag nur das Zimmer aufsuche in dem mein Bett auf mich wartet. Wenn wir was unternehmen gehen wir aus zum Essen oder Kochen lernen zum Sternekochkurs, da kann ich dann auch mal den Koch fragen wie ich es schaffe dass mir nicht jedes Mal die Dosenravioli anbrennen. Wir gehen feiern, und da muss man nicht gezwungenermaßen in seinem eigenen Bett landen. Deshalb habe ich aus meinem Loft eine WG Gemacht so ist wenigstens jemand da wenn ich das nächste Mal krank bin. 

Ich frage mich ob meine Oma recht hatte, ob ich mich nicht einfach hätte von einem reichen verheirateten Mann schwängern lassen sollen, der mir meine Shoppingsucht zahlt und ich bleibe daheim lackier mir die Nägel und sehe mir Liebesfilme an, anstatt Monsterschichten zu schieben um mir meinen Konsumwahn selber zu bezahlen.
Aber jetzt muss ich nach Hause, der Hermessmann müsste da gewesen sein, er bringt Futter für mein alles verschlingendes Ankleidezimmer dem ich stets ein Opfer bringen muss.

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